Berühren und berührt werden

Anmeldestand: 16 (26.06.2023)

Warteliste: 6

Der Kontakt von Körper zu Körper wirkt unmittelbar und kann – sofern er achtsam und geschult angeboten wird – sehr unterstützend und heilsam sein. In vielen pädagogischen und therapeutischen Ausbildungen wird jedoch Körperkontakt kaum oder wenig systematisch unterrichtet.

Berührung ist die natürlichste Form des Kontakts. Wenn ein Kind weint, beruhigt es die Mutter, indem sie es in den Arm nimmt, ruhig spricht und streichelt. Durch diese Ko-Regulation lernt das Nervensystem des Kindes allmählich, sich selbst zu beruhigen. Viele Menschen haben das nicht ausreichend gelernt und brauchen daher Angebote zur Ko-Regulation.

Körper-Interventionen dienen nicht nur der Regulation (Beruhigung), sondern können auch zur Aktivierung eingesetzt werden. Z.B. wenn Menschen ihre Resilienz, d.h. ihre Fähigkeit mit Erregung umzugehen, erweitern wollen.

In diesem Workshop lernst du, zwischen Aktivierung und Regulation zu pendeln. Damit kannst du Stück für Stück die Kapazität deiner Projektteilnehmer erhöhen, mit unangenehmen Gefühlen, aber auch mit angenehmen Gefühlen wie Freude oder Begeisterung, umzugehen.

Körper-Interventionen sind auch sehr gut geeignet, um auf Situationen zu reagieren, bei welchen traumatische Erfahrungen aktiviert werden und Menschen kompetente Unterstützung benötigen.

In dieser Fortbildung für Theaterpädagog:innen, Lehrer:innen und andere Interessierte werden wir

• unser intuitives Körperwissen erforschen und erweitern
• lernen, die Körpersignale für Aktivierung und Regulation zu erkennen
• erfahren, wie sich die Nervensysteme verschiedener Menschen aufeinander einschwingen
• Neues über den Körper und das Nervensystem lernen
• viele wohltuende Berührungen geben und empfangen

Die Coronapandemie hat zur Vergrößerung der „Berührungsarmut“ beigetragen – auch im Kontext von theaterpädagogischen Projekten. Dabei könnten hier Berührungen ein sehr wertvolles „Werkzeug“ sein. Für uns an der Freien Bühne Jena beinhaltet pädagogische Qualität auch den professionellen Einsatz von Berührungen vor dem Hintergrund einer inklusiven, intersektionalen, ganzheitlichen und zielgruppenorientierten pädagogischen Praxis.

Um dem Wunsch nach Professionalisierung in dem sensiblen Feld von Berührung nachzukommen veranstalten wir diesen Workshop.

Große Bedeutung hat das Thema Berührung auch in der Arbeit mit Menschen, die besonderen Förderbedarf im emotional-sozialen Bereich haben. Ebenso bei Kindern und Jugendlichen, die unter sozialer Deprivation leiden oder von Traumatisierung betroffen sind. Wenn die leitenden Personen ein vertieftes Verständnis von Aktivierung und Regulation haben, können sie diese Kinder und Jugendliche besser unterstützen, erfolgreich an pädagogischen Theaterprojekten mitzuwirken.

Christian Brüser ermöglicht den Teilnehmenden durch einfache, spielerische Übungen, das Spektrum der eignen Berührungserfahrungen zu erweitern. Schritt für Schritt erlernen die Teilnehmenden erste Interventionsmöglichkeiten, um auf das psychosomatische System anderer Menschen aktivierend oder regulierend einzuwirken und erlangen dadurch Kompetenzen, die sich in sicherem und natürlichem Umgang mit Körperkontakt ausdrücken.

Darüber hinaus bietet der Workshop Gelegenheit zum peer-to-peer Austausch über weitere mögliche Einsatzbereiche in der theaterpädagogischen oder -therapeutischen Praxis.

„Ein natürlicher Bestandteil der Gruppenkommunikation war und ist die Körperinteraktion. Weniger akademisch formuliert: gegenseitige Körperberührungen – unabhängig von sexuellen Intentionen – gehören zu unserem artgerechten Umgang miteinander.“

(Haptikforscher Prof. Dr. Martin Grunwald)

Christian Brüser, Gestalttherapeut, Shiatsu-Praktiker, Paartherapeut, Leiter von Seminaren bei Irgendwie Anders, Ausbilder für Gestalttherapie und Supervisor. Fortbildungen in Somatic Experiencing, Bioenergetik, holotropen Atmen etc.

Jana Eversmeier, systemische Körpertherapeutin, ausgebildet in Gestalttherapie. Organisationsberaterin & Coach.

Freitag: 17.00 – 20.00 Uhr

Samstag: 9.00 – 13.00 Uhr, 15.00 – 19.00 Uhr

Sonntag: 10.00 – 14.00 Uhr

Ort: Studiotheater Nollendorfer Hof, Nollendorfer Straße 26, 07743 Jena

Teilnehmerbeitrag: 35 €, ermäßigt 25 €

Teilnehmeranzahl: max. 16 Teilnehmer:innen

Anmeldung: bis zum 06.10.2023, bitte diesen Anmelde-Vordruck benutzen

Auf Wunsch kann eine Teilnahmebestätigung ausgestellt werden.

Thüringer Staatskanzlei

Freie Bühne Jena e.V.